Vali Meier ist seit 28 Jahren bei den Davos Klosters Bergbahnen AG tätig und ist verantwortlich für die Sicherheit der Skipisten auf dem Jakobshorn, Parsenn, Gotschna und Pischa.
Vali Meier, was ist der Vorteil von Sprengflügen mit dem Helikopter?
Der Helikopter ist das effizienteste Einsatzmittel bei Flugwetter. In kurzer Zeit kann ein grosses Gebiet vor Lawinen gesichert werden. Viele denken der Helikopter ist teuer, doch im Vergleich zu fixen Sprenganlagen ist der Helikopter neben der Schnelligkeit auch noch die günstigste Variante. Es entstehen weder Anschaffungs- noch Unterhaltskosten.
Wie lange besteht die Zusammenarbeit zwischen Ihnen und der SH AG?
Genau seit 30 Jahren wird in unseren Gebieten Davos Klosters der Helikopter für das Lawinensprengen eingesetzt.
Was schätzen Sie speziell an dieser Zusammenarbeit?
Die Zuverlässigkeit der Helikopterunternehmung über all diese Jahre. An Tagen nach Neuschnee mit starkem Gästeaufkommen sind wir enorm auf den Helikopter angewiesen, um möglichst auf die Betriebszeiten die Gebiete zu sichern und zu öffnen. Während der jahrelangen Zusammenarbeit hat sich auch ein starkes, gegenseitiges Vertrauen aufgebaut. Die Crew kann sich auf unsere Manipulation mit den Sprengmitteln verlassen und wir wissen ganz genau, dass sie die fliegerischen Grenzen kennen. Die Wichtigkeit dieses Vertrauens erweist sich immer wieder.
Wie viele Sprenglandungen benötigt die Davos Klosters Bergbahnen AG über einen durchschnittlichen Winter (auch Handsprengungen)?
In den Gebieten Parsenn, Gotschna, Jakobshorn und Pischa benötigen wir etwas über 2000 Sprengladungen pro Saison.
Wann wird entschieden und wer entscheidet, ob gesprengt wird oder nicht?
Für terrestrische Sprengaktionen wird am Vorabend entschieden, Sprengungen mit dem Helikopter versuchen wir schon zwei, drei Tage voraus zu planen. Doch schlussendlich ist das Wetter am Einsatztag entscheidend und so wird noch vor dem Einsatz mit dem Piloten oder der Einsatzleitung kommuniziert. Die Rückmeldungen der Patrouilleure, die im Gelände unterwegs sind, ergeben den Entscheid für eine Sprengaktion. Es ist immer ein Teamentscheid.
Wie kann man sich so einen Sprengtag vorstellen und um welche Zeit ist Tagwache?
Haben wir das ganze Programm zu sichern, müssen wir mit der Planung am Vortag beginnen. Dazu braucht es am Einsatztag einen Koordinator, der alles im Griff hat, doch am Ende macht auch das Wetter den Plan. Wir beginnen zwei Stunden vor dem Abflug mit dem Ladungsbau, denn wir müssen bis zu 200 Ladungen zusammenbauen.
Haben wir zwei Maschinen zur Verfügung, beginnen wir auf Gotschna und Jakobshorn gleichzeitig. Anschliessend kommen Parsenn und Rinerhorn an die Reihe. Der Koordinator gibt dann laufend Anweisungen über den Verlauf. Denn ein Auftrag der Kantonspolizei für den WEF Flughafen LAGO benötigt eine Sperrung der Kantonsstrasse, und diese Sperrzeiten müssen kurz sein und genau eingehalten werden. Für die Lawinensicherung der Rhätischen Bahn zwischen Klosters und Davos bekommen wir jeweils Zeitfenster von 10 Minuten. Diese Zeiten müssen ebenfalls unbedingt eingehalten werden. Das Tiefbauamt Graubünden gibt uns die Sperrung der Strasse ins Dischmatal bekannt. Damit die Schulbusse keine Wartezeiten haben, muss die Lawinensicherung planmässig erfolgen. Parallel dazu wird das Sertigtal gesperrt und gesichert und die Strecke der Rhätischen Bahn zwischen Davos und Filisur. Am Ende stehen dann noch das Gebiet Pischa und der Flüelapass für BMW an.
Was fasziniert Sie am Lawinensprengen?
Der Faktor Mensch und seine Erfahrung steht für diese Arbeit noch immer weit im Vordergrund. Die Herausforderung, auch bei schlechtesten Bedingungen sich im Gebiet genau auszukennen und die Sicherungsarbeiten auszuführen, ist eine Genugtuung. Die verschiedenen Facetten der Natur und ihrer Schauspiele zu erleben. Aber auch das Gefühl der Schnelligkeit und Leichtigkeit, sich mit einem Helikopter in den Lüften zu bewegen ist eine Sucht.
Verhält sich ein Lawinenhang immer gleich oder was muss berücksichtigt werden?
Die Auslösung einer Lawine hängt sehr stark vom richtigen Zeitpunkt und vom richtigen Sprengpunkt ab. Die Erfahrung und ein geschärftes Auge für die Schneeablagerungen sind von Bedeutung. Die Lawine kann nicht berechnet werden, zum Glück, damit es uns Praktiker weiterhin braucht.
Worin bestehen die Gefahren?
Nicht immer herrscht einwandfreies Flugwetter nach dem Schneefall, doch möchten wir den Helikopter so früh als möglich einsetzen. Dabei bestehen nicht immer einfache Bedingungen für den Piloten. Diffuses Licht und Nebel können zu Situationen führen, die dem Piloten nicht viel Reaktionszeit überlassen. Neben den fliegerischen Anforderungen, um die Sprengladungen zu platzieren, muss er sich ständig einen Fluchtweg offen behalten.
Herr Meier, wir danken Ihnen herzlich für dieses spannende Interview. Bestimmt werden wir bei unserem nächsten Skitag an die Crews denken, die schon sehr früh am Tag für unsere Sicherheit unterwegs waren.